Inhaltsverzeichnis:
- Was bedeutet Nachfolge Jesu?
- Die Jünger und wie sie Jesus nachfolgen
- Jesus nachfolgen, heute und damals
- Was bedeutet „sein Kreuz auf sich nehmen“?
- Sein Kreuz tragen heißt Familie hassen?
- Die Nachfolge Christi setzt klare Prioritäten
- Die Liebe zur Familie und zum Messias
- Selbstverleugnung belügt sich selbst
- Die Nachfolge Christi braucht vorher Ich-Werdung
- Der verlorene Sohn, Zarathustra und Franziskus
- Gott vertrauen lernen wie Hiob
- Hiob, Bibelstar und Nachfolger Christi durch Gottvertrauen
- Welches Leid kommt von Gott?
- Gottvertrauen lernen auf dem Weg
- Folge mir nach! Nein danke!?
Was bedeutet Nachfolge Jesu?
Warum Jesus den Tod am Kreuz nicht nur hinnahm, sondern bewusst entgegenging, ist kein Geheimnis: Der Messias starb freiwillig, vollmächtig und aus Liebe, um damit allen Menschen zu allen Zeiten einen Weg vorzuleben, dem sie nachfolgen können. Diese Nachfolge-Möglichkeit ist der Hauptgrund für das Drama von damals, dem wir heute das Christentum verdanken. Und es ist ein großes Geschenk, denn wenn wir Jesus nachfolgen, dann sind wir unterwegs zu Gott und werden im Leben „auferstehen“.
Was bedeutet Nachfolge Jesu? Was genau können und müssen Menschen heute tun, um die Nachfolge Christi anzutreten? Ins Kloster gehen und viel beten, möglichst fromm und heilig werden? Vorhang auf für den letzten Akt des ewigen Dramas, das alle Menschen angeht, nicht nur Christen.
Die Jünger und wie sie Jesus nachfolgen
Wikipedia widmet dem Nachfolgethema eine eigene Seite, doch der Artikel versteht unter „Jesus nachfolgen“ nur die sog. Berufung der Jünger: Nach der Taufe beginnt Jesus öffentlich zu wirken und dazu sammelt er erst mal seine Jünger ein. „Komm und folge mir nach“ sagt er zu ihnen. Und genau das tun sie, sie folgen ihm und gehen mit. In der Bibel finden wir die Jüngerberufung bei Mk 1,16ff., Mt 4,18ff., Lk 5,1ff., Joh 1,35ff.
Die genannten Bibelstellen machen deutlich, dass ihr Meister sie aus einem intakten Leben einfach herausreißt. Es fällt den Jüngern jedoch nicht schwer. Erst viel später erklärt ihnen ihr Rabbi, dass wahre Nachfolger an seiner Lebensaufgabe teilhaben. Dazu gehört etwas Schwieriges, nämlich sein Kreuz tragen und annehmen. Und das fällt den Jüngern dann sehr wohl schwer. Wikipedia reduziert die Nachfolge Jesu also auf die Berufung der Jünger. Der viel wichtigere Aspekt wird unterschlagen: Jesus nachfolgen heißt, sein Kreuz anzunehmen, zu überwinden und gerade dadurch ein neues Leben finden.
Die Apostel haben anfangs genug Vertrauen, um mit dem Messias sofort mitzugehen. So weit so gut. Die erste echte Herausforderung als Nachfolger erleben sie aber erst bei Jesu Kreuzigung. Hier versagen sie kläglich und erleben ihr persönliches Waterloo, ein echtes Trauma. Nach Auferstehung und Himmelfahrt jedoch sind sie wie verwandelt und treten wahrhaftig die Nachfolge Jesu an. Dadurch entsteht das Christentum.
Jesus nachfolgen, das beginnt mit ihrer Berufung zu Jüngern und Menschenfischern. Kurz darauf hält Jesus die Bergpredigt und ermuntert seine Begleiter erneut, ihm zu folgen, da sie das „Salz der Erde“ seien. Erst viel später macht ihnen der Messias klar: Ohne Kreuz tragen keine Nachfolge.
Jesus nachfolgen, heute und damals
Die Jünger wollen Jesus nachfolgen und wissen später auch von dem schwierigen Teil der Aufgabe. Sie wollen und sie wissen und scheitern bei der Kreuzigung dennoch. Warum? Die Ursachen und Lösungen sind für Christen heute noch die gleichen. Schauen wir es uns an.
Jesus ist mit den Aposteln auf dem Weg nach Jerusalem, wo er sterben wird. Er weiß das und kündigt es mehrfach an, seine Begleiter wollen es aber nicht wahrhaben. In Jerusalem angekommen hält er dann für seine Jünger und das Volk eine öffentliche Rede: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach“ (Mk 8,34; Mt 16,24, Lk 9,23). Jeder solle außerdem sein Leben retten, indem er es ihm opfert und trotz Anfeindungen mutig einstehen für seine vorgelebte Lehre. Dann könne er später im Himmel für sie einstehen.
Hm. Klare Kante. Das sitzt. Der Menschensohn erklärt an der Stelle nicht weiter, wie er das genau meint. Zwei Dinge sind aber völlig klar:
- Jesus ruft anlässlich der bockigen Jünger gleich das ganze Volk herbei und predigt allen. Mit den zur Nachfolge aufgerufenen „Jüngern“ meint er also alle Menschen; damals, heute und in Zukunft.
- Sein Aufruf an alle Menschen, ihm nachfolgend das eigene Kreuz zu tragen und zu sterben, meint der Gottessohn natürlich nicht wörtlich. Er selbst steht kurz vor seinem Kreuzestod, seine Nachfolger sollen aber das wahre Leben finden durch den „Tod“ eines zu weltlichen, ichbezogenen Lebens.
Was bedeutet „sein Kreuz auf sich nehmen“?
Nachfolger sollen also im übertragenen Sinn ihr Kreuz auf sich nehmen und sterben. Die Bedeutung dieser Worte ist kein Geheimnis. Die bekannte Redewendung „jeder hat sein Kreuz zu tragen“ drückt es aus: Jeder hat so seine Probleme, es gehört zum Leben und man tut gut daran, sich dem zu stellen.
Auf den Umgang damit kommt es an, denn wer sich ehrlich und mutig dabei von der christlichen Lehre führen lässt, wird dadurch ein Nachfolger Christi.
In welchen verstaubten Ecken des menschlichen Lebens sieht Jesus ungetragene Kreuze liegen? An einigen Bibelstellen erläutert er genauer, wie jeder sein Kreuz tragen und ihm nachfolgen kann (vgl. Lk 12,8f. und 14,25ff.; Mt 10,32ff. und 19,29ff.; Mk 10,29ff.):
- Sich selbst, sein Haus, Acker, Besitz, Familie zu Gunsten von Jesus weniger wichtig nehmen, aufgeben oder sogar hassen.
- Sich furchtlos bekennen zu Christus und seinen Lehren. Trotz aller Widerstände und Anfeindungen, die ein wahrer Jünger im Vertrauen auf Gott erträgt.
Nach Christi Himmelfahrt haben die Jünger so gelebt. Paulus beschreibt seine Erlebnisse an mehreren Stellen seiner Briefe im NT und fordert auf, ihm nachzufolgen so wie er Jesus nachfolgt (1 Kor 11,1 und Phil 3,17). Besonders deutlich und auf den Punkt gebracht sagt er in Phil 3,8: „Um seinetwillen habe ich alles verloren, damit ich Christus gewinne“. Leider richten Missverständnisse und absichtliche Fehldeutungen viel Schaden an, damals wie heute. Damit kommen wir zum wichtigsten und spannendsten Teil für nachfolgewillige Christen.
*****************************************************************
Mein Beratungsangebot für spirituelle Lebensberatung, persönlich und telefonisch.
*****************************************************************
Sein Kreuz tragen heißt Familie hassen?
In Lk 14,26 verlangt Jesus von einem wahren Jünger bzw. Nachfolger, dass er seine Familie hassen müsse! Hassen? Kein Übersetzungsfehler, denn das betreffende Wort lässt im griechischen Urtext diese Bedeutung durchaus zu. Seltsam, oder? In jeder Kirche und auf zahllosen Bildern sehen wir die liebevolle Maria mit dem Jesuskind und Josef war gewiss kein schlechter Vater. Der Messias liebte Kinder und wuchs selbst mit mehreren Geschwistern auf, z.B. Jakobus, einer der Mitbegründer des Christentums.
Hat Jesus wirklich Familienhass verlangt? Sein Kreuz auf sich nehmen und tragen, so dass wir Jesus nachfolgen, mag familiäre Opfer fordern, aber hassen? Viele werden staunen, aber Gottes Sohn war in gewisser Hinsicht tatsächlich kein Familienfreund.
Die Nachfolge Christi setzt klare Prioritäten
Evangelist Mk, Mt und Lk erzählen alle drei von folgender Geschichte, die nur auf den ersten Blick nichts mit der Nachfolge Christi zu tun hat: Jesus predigt und heilt in einem Haus voller Menschen. Seine Familie kommt zu ihm, Mutter Maria und einige Geschwister. Sie wollen ihn gewaltsam nach Nazareth zurückholen (Mk 3,21). Er lässt sie aber vor der Tür stehen, denn, man höre und staune, seine wahre Familie seien alle, die Gottes Willen erfüllen (Mk 3,31ff.)!
Bestimmt hat der heilige Franziskus diese Geschichte im Sinn, als er sich von seiner Familie lossagt. Er wirft dem Vater öffentlich seine Kleider vor die Füße und sagt nackt „Mein Vater ist im Himmel“. Mit diesem Satz beruft er sich auf die Worte Jesu bei Mt 23,9: „Nennt niemand auf Erden euren Vater, denn euer Vater ist im Himmel.“ Sein Kreuz auf sich nehmen und Jesus nachfolgen erfüllte das Leben des Heiligen. Zum Zeichen der erfüllten Nachfolge Christi schenkt ihm ein gekreuzigter Seraph mit Christusgesicht sogar die Wundmale, als erster Mensch der Geschichte.
An anderer Stelle betont Christus, er sei gekommen, um Vater und Sohn, Mutter und Tochter mit dem Schwert zu entzweien (Mt 10,35). Er spricht metaphorisch und meint keine Waffengewalt, klar, doch er lehrt gerade vom Nachfolgen. Ohne familiäre Entzweiung (Trennung) durch ihn also keine Nachfolge Christi!
Als ihm ein Mann nachfolgen und nur noch seinen Vater bestatten will, sagt Jesus „Folge mir nach und lass die Toten (!) ihre Toten begraben“ (Lk 9,60; Mt 8,22). Erneut scheint er gerade dann wenig Sinn für die Familie zu haben, wenn es um ein neues Leben an seiner Seite geht.
Trotz alledem soll niemand seine Familie hassen. Selbst Franziskus, der radikalste Nachfolger Christi bis heute, hat seine Familie nicht gehasst. Er hat sie aber aufgegeben zu Gunsten seines himmlischen Vaters. Er hat Gottes Sohn vorgezogen und über seine Familie gestellt. Genau darum geht es: Sein Kreuz tragen und Jesus nachfolgen erfordert eine klare Priorität.
Die Liebe zur Familie und zum Messias
Niemand ist überrascht, wenn Jesus Egoisten und Materialisten schlechte Karten bescheinigt. Doch das Kreuz eines wahren Nachfolgers macht auch vor Familie und Partner nicht Halt. Da braucht es schon besonders klare Worte, um Missverständnisse zu vermeiden.
Besser als der vom Hass sprechende Lukas bringt Evangelist Matthäus die nötige Priorität zum Ausdruck. Bei ihm sagt Jesus, man müsse ihn mehr lieben als die Familie. Wie viel? „Mehr lieben“ klingt etwas lauwarm.
Das „Hassen“ bei Lk wiederum ist nicht nur überzogen, es bescheinigt der übersetzenden Bibelkirche einen traurigen Verständnismangel am Wichtigsten ihrer eigenen Lehre: Liebe. Hass stünde in unauflöslichem Widerspruch zu Jesu zentralem Doppelgebot der Liebe. Und gerade seine freiwillige Kreuzigung war eine große Liebestat. Hass kann nicht helfen, Christus nachzufolgen auf seinem Weg, der ein Weg der Liebe ist. Wer sich z.B. aus Hass vom Partner trennt, ist keineswegs frei für ein neues Leben als Nachfolger. Hass befreit nicht, sondern bindet karmisch.
„Star Wars“-Produzent und Regisseur George Lucas hat das verstanden. Im finalen Kampf zwischen Luke und seinem Vater Darth Vader vor den Augen des bösen Imperators besiegt die Liebe den Hass. Wie? Luke besiegt seinen Vater im Kampf. Der Imperator lobt Lukes Stärke, die er angeblich durch den Hass gewonnen habe. Luke weigert sich aber, den besiegten Vater zu töten, der ihn daraufhin vor dem Imperator rettet. Luke löst sich vom dennoch sterbenden Vater in Liebe, wird quasi Nachfolger Christi (Jedi), ohne Familie.
Selbstverleugnung belügt sich selbst
Sein Kreuz auf sich zu nehmen, ist das Eine. Der charismatische Heiler aus Nazareth spricht jedoch noch etwas anderes an: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach“ (Mk 8,34; Mt 16,24, Lk 9,23).
Die ungeschickte Übersetzung als „Selbstverleugnung“ verrät wenig Sinn für menschenfreundliche Psychologie. Der Leser assoziiert mangelnde Selbstliebe, ungesunde Unterdrückung menschlicher Bedürfnisse oder gar asketische Selbstgeißelung und Masochismus. Jesus meinte nichts dergleichen.
Die Nachfolge Christi braucht vorher Ich-Werdung
Schlechte Übersetzungen ließen sich ändern. Doch die christliche Kirche fördert Fehldeutungen zur Selbstverleugnung und Nachfolge Christi sogar noch, z.B. durch ihre Sündenmoral zur Sexualität. Seit fast tausend Jahren führt eine ganz bestimmte Selbstverleugnung, nämlich zölibatär verleugnete Sexualität zu heimlicher Homosexualität, sexueller Missbrauch von Kindern, uneheliche Priesterkinder, Hexenverfolgung und Ähnlichem.
Die Nachfolge Christi, die Imitatio Christi, richtet sich an jeden Menschen. Der Messias hatte weder Heilige im Sinn noch die Kirche, zumal die christliche Religion und Kirche erst viel später entstand. Allerdings wäre es natürlich die Aufgabe der Kirche, ihren Gläubigen bei der Nachfolge Jesu zu helfen, denn das Nachfolgen ist essentiell für ein ernst gemeintes Christ sein heute. Durch angeblich biblische „Selbstverleugnung“ und ihr falsch gelebtes Vorbild bewirkt vor allem die katholische Kirche jedoch das genaue Gegenteil.
Nur wer sich selbst kennt und lebt, baut damit ein Fundament, auf dem er später „sich selbst“ (nicht leugnen, sondern) bewusst opfern kann. Erst nach einer gelebten Ich-Werdung kann echte Spiritualität wachsen. Was bedeutet Spiritualität und spirituell leben? Weise Mystiker wussten schon immer, dass Spirituelles nur in eine gefestigte Persönlichkeit und deren „Ich-Haus“ einziehen kann. Erst dann kann Christus dort als innerer König das Szepter übernehmen. Manches dort leistet Widerstand und leidet. Solches Leiden muss dann ertragen und verwandelt werden. Genau das bedeutet „sein Kreuz auf sich nehmen und tragen“.
Nachfolge Christi bedeutet, seine durch gelebte Selbsterkenntnis erfahrene Persönlichkeit in den Dienst Christi zu stellen. Kein Wunder, dass junge Priester, die ihre körperlichen Bedürfnisse nie erfahren haben, am Zölibat scheitern. Liebe und Sexualität kann sich immer nur auf einer ehrlich gelebten Basis höherentwickeln; auf jeder Stufe der himmlischen Jakobsleiter. Diese Erkenntnis zieht sich wie ein roter Faden durch mein Buch Auf Luzifers Flügel zur himmlischen Liebe.
Der verlorene Sohn, Zarathustra und Franziskus
Menschenfreund Jesus Christus war sich all dessen sehr wohl bewusst. Jeder solle vorher prüfen, ob sein vorhandenes Fundament (gesunde Ich-Werdung) und seine Mittel (Motivation) für den Bau eines hohen Turmes (Nachfolge Christi) ausreichen (Mt 14,28ff.).
Philosoph Friedrich Nietzsche lässt in „Also sprach Zarathustra“ den Religionsgründer Zarathustra die gleiche Weisheit erkennen. Der Mensch sei wie ein Baum, dessen Streben in die Höhe entsprechend tiefe Wurzeln brauche. Wir finden diese Wahrheit in nahezu allen Philosophien und Mythen.
Kennen Sie das Gleichnis vom verlorenen Sohn im Lukasevangelium? Erst nachdem der Sohn von den Freuden und Leiden des weltlichen Lebens genug hat, will er reumütig zurück. Der Vater freut sich ganz besonders, denn sein Sohn war „tot und lebt wieder“. An anderer Stelle weist Jesus darauf hin, dass ein erfolgreicher Jünger vorher (!) sein Leben in dieser Welt gering achten müsse (Joh 12,25). Und dazu braucht es die Erfahrung und Erkenntnis des verlorenen Sohnes in dieser Welt. Logisch, oder?
Der heilige Franziskus ist als Nachfolger Christi in die Geschichte eingegangen. Den Fußspuren Christi folgen, das war sein Lebensmotto. Man könnte meinen, der Parade-Heilige sei bereits als Heiliger geboren worden und hätte Kirchenkarriere gemacht. Weit gefehlt. Wie der verlorene Sohn genoss er dank betuchter Eltern das weltliche Leben in vollen Zügen und in jeder Hinsicht. Nur auf diesem Boden konnte seine Umkehr und die glaubwürdig gelebte Hinwendung von Franziskus zum Gottessohn Früchte tragen.
Wie kann ich Jesus nachfolgen? Jesus nachfolgen bedeutet, mutig und konsequent christlich leben sowie sein Kreuz im Vertrauen auf Gott anzunehmen. Doch wie alle Beispiele rund um Franziskus, ungelebter Sexualität, Zarathustra und das Gleichnis vom verlorenen Sohn zeigen, gehört auch ein vorher (!) gewachsenes gesundes Leben als weltlicher Ich-Mensch dazu.
Gott vertrauen lernen wie Hiob
Wer ihm nachfolgt, dem verspricht Jesus das ewige Leben, ein stets begleitendes Licht und befreiende Wahrheit. Jeder nachfolgende Jünger wird „auferstehend“ ein neues Leben finden. Große Worte. Selbst wenn sie vom Messias kommen und in genau dieser für alle Menschen möglichen Nachfolge sein ganzes Lebenswerk gipfelt: Viele plagen Zweifel.
Wer an der Nachfolge Jesu scheitert, scheitert meist am fehlenden Vertrauen. Egal, wie reif und gutwillig jemand ist, jeder muss mehr Gottvertrauen entwickeln. Die dazu hilfreiche Geschichte von Hiob (Ijob, Job) ist eine der ältesten und wertvollsten in der Bibel (Weisheitsschriften des AT). Ihre zeitlose Botschaft handelt von Gottvertrauen, das „leidende Gerechte“ und Nachfolger Christi lernen müssen.
Hiob, Bibelstar und Nachfolger Christi durch Gottvertrauen
Vertrauen macht einen Helden aus? Wer war Hiob? Was können Nachfolger Christi heute von ihm lernen? Vermutlich hat das religiöse Vorbild als historische Person tatsächlich gelebt, doch hat der unbekannte Autor die Geschichte entsprechend ausgeschmückt.
Hiob lebt sehr gottgefällig bzw. „gerecht“ im Land Uz. Gott belohnt seinen Musterschüler zunächst mit einem in jeder Hinsicht guten Leben. Dann schickt er Ijob ein Unglück nach dem anderen. Eine schlechte Nachricht jagt die nächste (deshalb „Hiobsbotschaft“). Die gesamte Familie stirbt und er verliert sein gesamtes Hab und Gut.
Lange Diskussionen mit seinen klugen Freunden helfen nicht und schließlich wankt Hiobs Gottvertrauen. Der Gottesknecht führt eine anklagende Wutrede mit seinem Schöpfer, der ihm die Augen öffnet. Geläutert und näher bei Gott als je zuvor bekommt er alles wieder zurück. Er erhält sogar den göttlichen Ritterschlag zum Richter über seine „gerechten“ (!) Freunde.
Philosoph Gottfried Wilhelm Leibnitz prägte dazu den Begriff der Theodizee: Warum lässt der allmächtige, gütige Gott ungerechtes Leid zu, z.B. den Tod unschuldiger Menschen durch Naturkatastrophen oder Krankheiten bei Neugeborenen? Die Antwort ist die gleiche wie bei Hiobs Geschichte und dem Umgang mit Leid als Nachfolger Christi.
Hiob lebte lange vor Jesus. Seine ungewöhnlich vertrauende Leiderfahrung macht ihn jedoch (paradox) zum ersten Nachfolger Christi – noch vor Christus selbst! Also eigentlich ein Vorläufer. Er erfährt jedenfalls ein Happy-End und wird zum religiösen Vorbild, weil
- er ein neues, intensiveres und persönliches Verhältnis zu Gott findet; es beruht auf eigenen Erfahrungen, jenseits der „Religion für alle“ und weltlichen Hilfen durch Freunde, Familie und rationalem Wissen;
- er mit seiner geduldigen Beharrlichkeit und Leidensfähigkeit Tugenden beweist, ohne die niemand sein Kreuz tragen und sich insbesondere furchtlos zur Lehre Jesu bekennen kann (Jak 5,11; Mt 10,22; Mk 13,13); Hiob macht Gott zwar schwere Vorwürfe wegen seines in der Tat ungerechten Leides, aber er gibt nicht auf;
- er demütig lernt, Vertrauen in Gott und das von ihm gestaltete Leben zu entwickeln. Wer Jesus nachfolgen will und am Vertrauen zu scheitern droht, kann hier viel von Hiobs Geschichte lernen.
Welches Leid kommt von Gott?
Gottesknecht Hiob, der leidende Gerechte, leidet aus seiner beschränkt menschlichen Sicht tatsächlich ungerecht. Gott will damit aber seine Spiritualität vertiefen und erheben. Hiob leidet, weil das Gute der Feind des Besseren ist und er diese gottgewollte Entwicklung nicht erkennt.
Genau wie Nachfolger Christi zu allen Zeiten, denn das Kreuz schmerzt, so viel ist sicher. Und woran erkennt man dann, ob es ein von Gott geschicktes, der Entwicklung dienendes Leid ist? Oder ein schlechtes Leid, das der Nachfolge Jesu gar nicht hilft?
Einem Nachfolger Jesu ist die Beziehung zu ihm wichtiger als alles andere. Wie Hiob in der Bibel wird er dann erkennen, ob sein Leiden tatsächlich von Gott gewollt ist und warum es zu Gott führt. Nicht Familie und Freunde, sondern Jesus wird es ihn erkennen lassen.
Darüber hinaus hilft Glaube und Vertrauen, Gottvertrauen. Kein blindes Vertrauen, doch Vertrauen kann sich nur in der Unwissenheit und Unsicherheit entwickeln. Und Gott weiß am besten, was uns zu ihm führt. Genau davon lebt religiöser Glaube.
Gottvertrauen lernen auf dem Weg
Niemand trifft die Entscheidung, Jesus zu folgen, ohne bereits etwas Gottvertrauen zu haben. Allerdings ist das Vertrauen auf göttliche Führung nicht nur eine Voraussetzung, sondern vor allem ein zu erlangendes Ziel der Nachfolge Christi. Der religiöse Lern- und Entwicklungsprozess ähnelt der Bildung von Urvertrauen, den die Psychologie in der Kindheit beobachtet.
Gottvertrauen wächst in jeder Phase der Lebensreise wahrer Nachfolger Christi; wie gepflückte Blumen am Wegesrand. Dazu braucht es Leiden, ohne geht es nicht. Viele Mystiker und Heilige haben die gleiche Erfahrung gemacht wie Hiob im Alten Testament.
„Wunden sind Orte, wo das Licht eintritt“, sagt Dichter Rumi. Der heilige Niklaus von Flüe betet „Gott, nimm weg von mir, was mich hindert zu dir, gib mir, was mich führet zu dir“. Das sinnbildliche Kreuz tragen, sterben und auferwecken lassen braucht viel gewachsenes Vertrauen. Nur mit diesem Gottvertrauen öffnen wir uns der stets präsenten Hand Gottes und ergreifen sie.
Und die Jünger? Sie erhofften und sahen in ihrem Meister einen hochspirituellen Führer, der mit den Römern und Priestern aufräumen sollte. Erst nach Jesu Auferstehung begannen sie, ihr Kreuz auf sich zu nehmen und entwickelten Gottvertrauen wie Hiob in der Bibel. Erst dann haben sie verinnerlicht, was Jesus nachfolgen bedeutet und wurden wahre Nachfolger Christi.
Folge mir nach! Nein danke!?
Wenige hören Jesu Aufruf „Komm und folge mir nach“. Die meisten folgen entweder dem Gott der Wissenschaft, den meist leeren Versprechungen moderner Pseudo-Esoterik oder der unglaubwürdigen Kirche.
Einige lernen aus ihren Erfahrungen und erkennen, welch unwürdigen Vorbildern sie gefolgt sind. Erst dann entdecken sie christliche Werte jenseits der Kirche und fragen nach dem WIE: Wie kann ich Jesus folgen, ich persönlich, heute?
Sie müssen kein Geistlicher sein oder besonders religiös, noch nicht mal Christ, denn sein Weg ist keiner bestimmten Religion gewidmet. Jeder darf und muss ihn irgendwann gehen. Warum? Der christliche Weg beschreibt die archetypische Lebensreise zurück zu Gott, durch Liebe und Weisheit. Die spirituelle Psychotherapie von Carl Gustav Jung sieht darin den gemeinsamen Sinn aller Religionen. Wer Jesus nachfolgt, wird sein Leben ändern, so viel ist gewiss. Er wird sich in allen Phasen des Weges mutig und ehrlich an der Lehre Christi orientieren, gerade beim Umgang mit dem persönlichen Kreuz.
Die meisten laufen ihr ganzes Leben vor einer Nachfolge Jesu weg und suchen leicht zu erlangendes weltliches Glück. Bei vielen klopft Christus irgendwann an die Tür und bleibt ungehört. Selbst wenn wie bei Hiob Schicksalsschläge aufrütteln, ändern nur manche ihr Leben.
Andere leiden unnötig und nageln sich durch unbewusste Ängste und Schuldgefühle noch mehr ans Kreuz. Und wieder andere hauen ihr eigenes, ungetragenes Kreuz den anderen um die Ohren; wie christliche Kreuzzüge und Konflikte aller Art oft zeigen.
Natürlich können Sie theologische Bücher lesen über die Nachfolge Jesu z.B. Thomas von Kempen oder Dietrich Bonhoeffer. Kein Buch kennt jedoch Ihre persönliche Lebenssituation und Bücher bewegen nur selten zu Lebensveränderungen.
Jeder Suchende steht woanders und muss seinen eigenen Weg zu und mit dem Gottessohn finden. Wie? Am besten greift der Suchende auf das zurück, was eine gute Antwort auf die Frage was ist Esoterik darstellt, nämlich auf Selbsterkenntnis und Entwicklung.
Christus jedenfalls ist da für Sie und freut sich auf Ihr Nachfolgen sowie dessen Endziel, die persönliche Auferstehung. Deshalb geht’s hier zur Folgeseite, die erläutert, warum Jesu Auferstehung Bedeutung hat für jeden Suchenden und warum sie historisch wahr ist.
(Autor Martin Dierks, April 2018, letzte Änderung Januar 2020, Copyright-Hinweis)
*****************************************************************
Mein Beratungsangebot für spirituelle Lebensberatung, persönlich und telefonisch.
*****************************************************************