Jesu freiwilliger Tod am Kreuz, Symbol mit Bedeutung

Inhaltsverzeichnis:

  1. Jesus macht das Kreuz zum Evergreen
  2. Ein Akt der Liebe bewegt die Welt
  3. Jesus und das Kreuz bleiben unverstanden
  4. Ein freiwilliger, vollmächtiger „Liebestäter“
  5. Ein Messias kennt sein Schicksal!
  6. Niemand glaubt seinen Worten in der Bibel
  7. Wahre Macht besiegt den Tod am Kreuz
  8. Alle lassen Jesus am Kreuz hängen
  9. Selbst Theologen verstehen es nicht wirklich
  10. Die Kirche, verliebt in Jesus am Kreuz
  11. Der Messias als Sündenbock
  12. Jesu Tod als Sündenbock hilft niemandem
  13. Warum hängt die Kirche am Misserfolg?
  14. Warum starb Jesus am Kreuz?
  15. Das Kreuz als Symbol mit prägender Bedeutung
  16. Was bedeutet das Kreuz als christliches Symbol?
  17. Wie wurde das Kreuz Symbol für das Christentum?
  18. Das Kreuz als Symbol mit nichtreligiöser Bedeutung
Jesus am Kreuz, Symbol mit christlicher Bedeutung

Jesus macht das Kreuz zum Evergreen

Der in vieler Hinsicht erstaunliche Tod von Jesus am Kreuz wirft die Frage nach dessen Sinn und Bedeutung auf. Nur wenige verstehen die christliche Botschaft wirklich und noch weniger leben sie.

Jesu Kreuzigung ist eine historische Tatsache. Umstrittener ist das Geschehen um die Auferstehung. Fest steht, erst nach Jesu Auferstehung erkannten seine Jünger in ihrem Lehrer den seit langem prophezeiten Messias und gründeten die ersten urchristlichen Gemeinden. Der noch heute vielen unverständliche Opfertod und die anschließende Auferstehung führten also zum Christentum und veränderten die Welt.

Die Frage warum wurde Jesus gekreuzigt, also aus Sicht seiner Gegner, ist nicht schwer zu beantworten. Warum aber hat der Gottessohn das selbst (so) zugelassen und wählte einen grausamen Tod am Kreuz? Was ist der tiefere Sinn und die christlich-religiöse Bedeutung all dessen für uns heute? Wie und warum wird das Kreuz Symbol fürs Christentum, welche Bedeutung hat dieses Symbol?

Ein Akt der Liebe bewegt die Welt

Die Tempelvertreibung ist Anlass, Jesus zum Tod am Kreuz zu verurteilen
Wegen der Tempelvertreibung wird Jesus später verhaftet

Religionsgründer starben fast immer friedlich im hohen Alter und im Kreis ihrer Anhänger. Ein krönender Abschluss für ihr erfülltes Leben. Nicht Jesus.

Er betritt mit ca. 30 Jahren die Bühne, wandert mit seinen Anhängern umher, predigt und heilt, legt sich mit den Autoritäten an, gibt sich als Messias zu erkennen und lässt sich nach nur drei Jahren seines Wirkens hinrichten. Stundenlang quält sich Jesus am Kreuz, ehe ihn der Tod erlöst.

Von Gott auferweckt taucht er ein paar Tage später wieder auf und zeigt sich vielen seiner Anhänger. Völlig gewandelt legen sie für den Rest ihres Lebens das Fundament für die heute größte Weltreligion. Nur wenige Jahrzehnte nach seinem Tod entstehen die Urtexte des Neuen Testamentes. Jesus Christus. Die Macht seiner Liebe hat die Welt verändert. Über niemand wurde mehr geschrieben, philosophiert und nachgedacht, gedichtet, gefilmt und gesungen, aber auch gelogen, gestritten und gekämpft.

Jesus und das Kreuz bleiben unverstanden

Ein Brillant symbolisiert Jesus, der am Kreuz starb
Warum starb Jesus am Kreuz? Der Brillant hat viele Facetten…

Christen fragen sich, welche Bedeutung Jesu Tod für sie heute hat. Geistliche, Theologen und Philosophen beißen nach 2000 Jahren noch immer schwer an den Antworten. Manche sprechen treffend von einem Brillanten mit vielen Facetten: Sein Tod am Kreuz hält viele wertvolle, aber schwierige Erkenntnisse bereit.

Geistliche betonen oft, er sei „für uns gestorben“, wie Paulus es im NT sagt. Jesus selbst offenbart in Worten und Taten eindrücklich den Sinn seiner Kreuzigung. Die Kirche aber deutet lieber ein paar vage Paulusworte … missverständlich und erfolglos.

Sicherlich meint „für uns“ einen uneigennützigen Opfertod zu unseren Gunsten. Leider deutet die christliche Kirche zusätzlich ein „stellvertretend für unsere Sünden“ hinein, was folgenreiche Missverständnisse auslöst. Neben dieser Sündendeutung stoßen christlich Suchende noch auf eine ganz andere Herausforderung: Eigentlich will (fast) keiner verstehen, warum Jesus am Kreuz starb! Genau wie vor 2000 Jahren …

Wer diese beiden Hürden nimmt, findet die zeitlos wichtigste Antwort auf die Frage nach der Bedeutung von Jesu Tod am Kreuz: Einen verbindlichen Weg zu Gott und zur Auferstehung vorgelebt zu haben, dem wir nachfolgen können. Christen können und sollen ihm erfolgreich nachfolgen. Darum ging es Jesus und jeder kann es im NT verständlich nachlesen; ohne die Scheuklappen der Kirche und Theologie. Eine weitere Quelle der Weisheit bietet das Kreuz als Symbol und dessen tiefe Bedeutung.

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Ein freiwilliger, vollmächtiger „Liebestäter“

Jesus war kein unfreiwilliges Opfer überlegener Mächte. Er sah und akzeptierte seinen heilsnotwendigen Tod am Kreuz. Nur in diesem Lichte betrachtet finden wir gute Antworten auf die Frage „Warum starb Jesus am Kreuz“.

Wer nach dem tieferen Sinn von Jesu Tod am Kreuz fragt, sieht vor seinem geistigen Auge immer nur den leidenden Jesus. Der arme Kerl, der sich netterweise für unsere Sünden geopfert hat. In Wahrheit war der Gottessohn weder ein unfreiwilliges Opfer überlegener Feinde noch ein freiwilliges Opfer für unsere Sünden, sondern ein vollmächtiger König und Liebestäter im Auftrag Gottes.

Ein Messias kennt sein Schicksal!

Als Gottes Sohn und mit vielen übersinnlichen Fähigkeiten ausgestattet wusste Jesus mit Sicherheit, dass und warum er am Kreuz sterben würde und „will“. Dank seiner Liebe und Spiritualität hat er zahllose Wunder vollbracht, wie viele glaubwürdige Augenzeugen bestätigen. Er hat die dreifache Verleugnung durch Petrus und die Zerstörung des Tempels 70 n. Chr. sehr konkret und präzise vorhergesehen. Und was immer genau im Grab passiert sein mag, er hat nach drei Tagen wieder gelebt und sich vielen Menschen gezeigt, geredet, gegessen usw.

Statue von Christus, Erlöser und Messias
Erlöser und Messias, aber blind für den nötigen Tod am Kreuz?

Erstaunlich oft und detailliert haben die Propheten des AT vom zukünftigen Messias gesprochen. Jesus hat wissentlich alle Prophezeiungen erfüllt und schlussendlich ganz offen bekannt, der Messias zu sein. Der mit seiner Auferstehung dann „bewiesene“ Messias wird doch wohl sein eigenes Schicksal gekannt haben!?

Sollte ein wundertätiger, hellsichtiger Heiland nicht in der Lage sein, seinen heilsnotwendigen Tod am Kreuz vorherzusehen? Jeden Tag laufen unzählige Menschen zu Hellsehern und glauben Youtube-Videos, die mit besucheranziehender Angstmache ständig Katastrophen vorhersehen, die noch nie eingetroffen sind. Wenn aber ein Mann wie Jesus den Tod am Kreuz erleidet, dann traut ihm niemand zu, dass er das schon lange vorher wusste. Hallo? Offenbar projezieren alle so Denkenden ihre eigene Beschränktheit in einen weitgehend unbeschränkten Jesus.

Niemand glaubt seinen Worten in der Bibel

Christen müssen eigentlich nur lesen können und dem NT ein Mindestmaß an Glaubwürdigkeit zugestehen, was es zweifellos verdient. Neun Mal (!) lesen wir von der Ankündigung seines Todes und der Auferstehung:

  • Bei Mt 12,38ff. kündigt Jesus ein Zeichen als Messias an. Wie der vom Wal verschluckte Prophet Jona werde er nach drei Tagen (!) wieder herauskommen.
  • Nach seiner Verklärung auf dem Berg Tabor sagt Christus den verstörten Jüngern, sie sollen das Gesehene nicht erzählen, „bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist“ (Mt 19,9; Mk 9,9).
  • Auf dem Weg nach Jerusalem, wo er sterben würde, hat Jesus seinen Jüngern drei Mal seine bevorstehende Kreuzigung angekündigt. Klar und unmissverständlich spricht er wortwörtlich von seinem Tod am Kreuz durch die Machtinhaber und von seiner Auferstehung (z.B. Mk 10,33f.).
  • In Jerusalem angekommen hält er eine öffentliche Rede. Er verbindet sie mit der Ankündigung seiner Kreuzigung als „Erhöhung über der Erde“ (Joh 12,32ff.).
  • Die Tempelvertreibung rechtfertigt er mit der Autorität des zur Auferstehung fähigen Messias: Der Tempel werde niedergerissen (sein Tod) und er werde ihn in drei Tagen wieder aufbauen (Auferstehung), Joh 2,19ff.
  • Zwei Tage vor dem Paschafest und seiner Verhaftung kündigt er den Jüngern wörtlich seine Kreuzigung an (Mt 26,2).
  • Kurz darauf, bei seiner Salbung durch Simons Schwester Maria, spricht er von einer Salbung für das bevorstehende Begräbnis (Mt 26,12).
  • Beim letzten Abendmahl spricht Jesus vom bevorstehenden Leiden und von der Auferstehung (Lk 22,15ff., Mt 26,32).
  • Er kündigte sogar wörtlich das Treffen mit seinen Jüngern nach seiner Auferstehung in Galiläa an, was dann tatsächlich stattfand (Mt 26,32; Mk 14,28)!

Wahre Macht besiegt den Tod am Kreuz

Jesus wusste also genau, was kommen würde und hat es selbst gewollt. Die Frage, warum er seinen Tod am Kreuz nicht verhindert hat, stellt sich deshalb gar nicht. Er hätte gekonnt, aber aus Liebe zu seiner Mission ließ er den heilsnotwendigen Tod am Kreuz, dem späteren Symbol fürs Christentum, zu. Ja, er hätte gekonnt, aber wahre Macht besiegt den Tod und verhindert ihn nicht:

  • Historisch ziemlich unstrittig gab es genug Anhänger und unzufriedene Juden, die nur allzugerne mit ihm einen Aufstand gegen die Römer angezettelt hätten.
  • Bei seiner Verhaftung hält Jesus die konfliktbereiten Jünger zurück. Er erklärt, er könne sofort Legionen Engel zum Schutz erbitten, aber dies sei nicht sein Weg, da er die Schrift vom prophezeiten Messias erfüllen wolle.
  • Sowohl beim Verhör des Hohen Rates als auch bei dem ohnehin unsicheren Pilatus hätte er ganz leicht seiner Verurteilung entgehen können. Stattdessen liefert sich Jesus wohlwissend selbst ans Kreuz, denn er bekennt, der Messias und Gottes Sohn zu sein.
  • Beim letzten Abendmahl spricht Jesus über seinen baldigen Tod. Er erklärt, dass der Herrscher der Welt keine Macht über ihn habe, er aber aus Liebe den Willen seines Vaters erfülle (Joh 14,30f). Und ähnlich schon bei früherer Gelegenheit: „Ich gebe mein Leben hin, um es wieder zu nehmen. Niemand entreißt es mir, ich gebe es aus freien Stücken. Ich habe Macht, es hinzugeben und ich habe Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich vom Vater erhalten“ (Joh 10,17f.).

Klingt das nach einem hilflosen Opferlamm und Spielball überlegener Staatsmächte? Warum hört man das nie im Schulunterricht oder Gottesdienst? Weil Theologen und Kirche es selbst nicht glauben, nicht wirklich, oder es nicht wahrhaben wollen. Traurig.

Jesus als Sieger über den Tod am KreuzHerz-Jesu-Gemälde: Liebe überwindet das Kreuz

Jesus hat den Tod am Kreuz weder gemieden noch bekämpft, sondern angenommen und „überwunden“. Die wahre Macht eines wahren Siegers braucht dazu wahre Liebe. Auf dieser Liebe beruht die von Jesuiten gegründete Herz-Jesu-Tradition (rechtes Bild).

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Alle lassen Jesus am Kreuz hängen

Weder Theologie noch Kirche können den wahren Jesus, den vollmächtigen „Liebestäter“, annehmen. Jesu Leiden am Kreuz bestimmt das Tagesgeschäft.

Natürlich bestätigt jeder Überzeugungschrist eifrig kopfnickend, dass Jesus seinen Tod am Kreuz opferbereit zugelassen hat. Er ist „natürlich“ nicht unfreiwillig unter die Räder gekommen, neeee …. Und spätestens beim Thema Auferstehung stellen sich dann Kirche und (meist) Theologen gerne auf die Seite ihres wundertätigen Messias, Erlöser und Gottes Sohn. Oft bestehen Christen außerdem mit Nachdruck darauf, dass Jesus Gottes Sohn ist, zu Recht, wie auf www.martin-dierks.de/ist-jesus-gottes-sohn erklärt.

So viel zu den Lippenbekenntnissen, doch wie tief sitzt und wie weit trägt dieses Wissen um die vollbewusste Macht des eigenen Heros? Seltsamerweise nicht sehr weit; sonst wäre z.B. auch klar, dass sich ein Christus, Messias, Erlöser und Gottessohn nicht unbemerkt von Judas verraten lässt.

Selbst Theologen verstehen es nicht wirklich

Jesu freiwillige Kreuzigung wirkte damals auf Freund und Feind zunächst etwas irrsinnig. Nachvollziehbar. Nachdem sich nun Religion und Theologie 2000 Jahre lang intensiv damit beschäftigt haben, finde ich aber Folgendes viel irrsinniger: Überaus klar und eindringlich erfahren wir aus der glaubwürdigen Bibel, dass Jesus sein Leid am Kreuz vorhersah, als heilsnotwendig akzeptierte und bewusst zuließ, obwohl er es jederzeit hätte vermeiden können. Geistliche und Theologen wissen das natürlich, aber weder sie noch gläubige Christen empfinden es so. Kaum jemand hat es verinnerlicht und handelt so.

Bei einigen Theologen scheint es oft noch nicht mal im Denken wirksame Wurzeln geschlagen zu haben. Denn im Lichte von Jesu vollmächtiger Freiwilligkeit sollte die Sündopfertheorie allen Experten nur ein müdes Lächeln entlocken: Ein Opfertod zur Vergebung unserer Sünden, um einen wütenden Gott zu besänftigen? Leben wir noch im Mittelalter? Natürlich können starke Emotionen, Ängste und religiöser Fanatismus das Urteilsvermögen in den Urlaub schicken, wie uns z.B. Terroristen lehren. Aber Theologen?

Warum bei Theologen, die ein natürliches wissenschaftliches Interesse mitbringen und nachlesbare Fakten zwar unterschiedlich bewerten, aber doch wohl kaum ignorieren? Auf die Frage z.B., ob Jesus seinen Tod am Kreuz, Symbol des späteren Christentums, geahnt hat, antworten viele in etwa so: „Wir vermuten, dass Jesus seine Taten und Reaktionen einschätzen konnte und ihm irgendwann dämmerte, dass man ihn deshalb töten wolle.“ Hm, da hat die Menschheit ja richtig Dusel gehabt, dass der Messias keine Dumpfbacke und fast so schlau wie heutige Theologen war …

Die Kirche, verliebt in Jesus am Kreuz

Ein Mann liebt Jesus am Kreuz
Verliebt ins Kreuz oder dank Liebe das Kreuz überwinden?

Traurig, aber wahr: Selbst die Kirche mag keinen vollmächtigen Liebestäter als Heiland. Seit nun 1700 Jahren lebt sie mit all ihren Dogmen und Ritualen einseitig den Geist des Leides. Jesus am Kreuz als das zentrale christliche Symbol sagt schon alles. Viel lieber zeigt man auf den leidenden Jesus am Karfreitag als auf den Auferstandenen am Ostersonntag.

Warum schafft es die christliche Kirche nicht, wenigstens beim allerwichtigsten Geschehen, nämlich der Auferstehung, ihrem allerwichtigsten Gebot, nämlich Liebe, Rechnung zu tragen? Wie? Indem sie der Auferstehung den gebührenden Platz einräumt. Und indem sie den leidvollen Tod von Jesus am Kreuz als notwendige, aber in Wahrheit freiwillige, vollmächtige Liebestat anerkennt. Jesus war kein Opfer, sondern Täter, ein Liebestäter.

Wirklich tragisch, denn wozu brauchen Christen eine Kirche, die ihren christlichen Auftrag verrät? Offenbar demonstriert sie damit ihr eigenes gekreuzigt und nicht auferstanden sein. Nur so lässt sich m.E. das kirchliche Bedürfnis erklären, die tiefere Bedeutung von Jesu Kreuzestod in einer stellvertretenden Sündentilgung „für uns“ zu sehen.

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Der Messias als Sündenbock

Jesu Tod am Kreuz reduzieren viele noch immer auf ein sog. Sündopfer. Der Messias als freiwilliger Sündenbock ist einfach, bequem und hilft niemandem.

Nicht nur religiös engagierte Menschen und Gruppen rechtfertigen ihre Interessen und Taten oft willkürlich mit der Bibel. Im Namen der Bibel wurden die schlimmsten Verbrechen begangen und Kriege geführt. Man zeigt auf ein paar Sätze, deutet sie so, wie man es gerne haben will und schon lässt sich buchstäblich alles als „Gottes Wille“ rechtfertigen. Bestimmt hat Jesus genau deshalb nichts Schriftliches hinterlassen.

Der gelehrte Paulus, Mitbegründer des Christentums, schreibt im NT, Jesus sei „für uns am Kreuz gestorben“. Eine sicher wahre, aber recht allgemeine Aussage, die viele mit ihren Auslegungen verzerren. So entstand die Mär von Jesu Tod als Sündopfer, ähnlich dem sprichwörtlichen Sündenbock. Was ist ein Sündenbock? Der Begriff beruht auf den Opferriten des AT.

Jesu Tod als Sündenbock hilft niemandem

Zorniger Gott braucht Sündenbock bzw. Sündopfer
Ein zorniger Gott… braucht Jesu Tod als Sündenbock? No way.

Anhänger des sog. Sündopfers behaupten: Jesus hat sich stellvertretend für den sündigen Menschen am Kreuz geopfert, der das selbst nicht konnte und wollte. Wie der sprichwörtliche Sündenbock nimmt Jesus also die Sünden anderer auf sich, um damit den heiligen Zorn Gottes zu besänftigen.

Die auf Jesu Tod missverständlich übertragene Idee des Sündopfers entspringt dem AT. Wer seinen Fehler bereut, konnte sich rehabilitieren, indem er in einem bewussten Ritual z.B. eine Ziege in der Wüste opfert. Jesus soll als solch ein freiwilliger Sündenbock gestorben sein?

Als Erklärung für den freiwilligen Tod Jesu am Kreuz ist das Sündopfer so offensichtlich unsinnig, dass es sich nicht lohnt, näher darauf einzugehen. Es gibt noch einige ähnliche, konstruktivere Stellvertretungskonzepte, doch jede Stellvertretung provoziert Missverständnisse und Ablehnung. Christen stellen sich zu Recht bei jeder Art von stellvertretender Sündenübernahme fundamentale Sinnfragen:

  • Kann ein anderer, selbst wenn es Jesus ist, mir meine Sünden wirklich „abnehmen“? Warum gibt es dann noch immer so viel Sünden in der Welt und in mir selbst?
  • Hat Jesus damit nicht einen Freischein erteilt zum sündigen Weitermachen wie bisher, weil er alles abnimmt? Gilt das heute noch und ist das gerecht?
  • Dann muss und kann ich selbst gar nichts tun für meine Erlösung? Was ist mit meinem freien Willen?

Warum hängt die Kirche am Misserfolg?

In einer stellvertretenden Sündentilgung „für uns“ sehen Kirche und Theologie zwar nicht die einzige, aber eine wichtige Bedeutung von Jesu Tod am Kreuz. Dabei würde selbst ein einfaches Studium zum Kreuz als Symbol mit tiefer Bedeutung für den menschlichen Lebenskampf mehr Weisheit einbringen als die gesamte Sündopfer-Theorie. Doch nicht nur das klassische Sündopfer, sondern ebenso die besseren Stellvertretergedanken werden nie „gute Früchte“ (Mt 7,16) hervorbringen:

  • Ein „anderer“ soll vor 2000 Jahren etwas stellvertretend für alle Menschen getan haben. Das soll eine direkte, erlösende Wirkung auf heutige Menschen haben können? Die wenigsten können sich damit identifizieren, es ist ihnen in vielerlei Hinsicht einfach zu weit weg.
  • Sünde heißt eigentlich „Trennung von Gott“. Wie kann Jesus diese „Sünde“ des Menschen, also seine Ferne von Gott dadurch heilen, dass er mit den Sünden auch das ganze Heilsgeschehen zu sich holt?
  • Es führt weg von der ohnehin kirchlich vernachlässigten Wahrheit, dass Christus bzw. Gott letztlich und eigentlich in uns lebt (Lk 17,21, Logion 3 im Thomas-Evangelium) und weg von der sog. Gotteskindschaft aller Menschen.
  • Angesichts der obigen Schwierigkeiten wird es nie gelingen, die ursprünglich konstruktive Erkenntnis von Paulus hinter dem „für uns gestorben“ dem Gläubigen verständlich zu machen.
  • Es steht in Widerspruch zu der sehr viel eindeutigeren Aussage von Jesus selbst über den Sinn seines Todes am Kreuz: Wer mir nachfolgen will, der „nehme sein Kreuz auf sich“ (Mk 8,34), seines, also jeder sein eigenes Kreuz.

Warum starb Jesus am Kreuz?

Jesus ist freiwillig und vollmächtig aus Liebe zu Gott und den Menschen am Kreuz gestorben, um damit einen Weg vorzuleben, dem wir nachfolgen können. Einen Weg, der uns im Leben auferstehen lässt und zu Gott führt. Der Messias sagt es selbst: „Wer mir nachfolgen will, der nehme sein Kreuz auf sich“ (Mk 8,34), denn „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, denn durch mich“ (Joh 14,6). Jesus ist vorausgegangen, aber es ist ein Weg, den wir selbst gehen müssen, können und dürfen.

Mit dem anzunehmenden „Kreuz“ in Mk 8,34 meint Jesus auch die von Gott trennenden Fehler und Schwächen, also „Sünden“. Er beschreibt den Heilsweg aus Tod und Auferstehung also so, dass jeder sein eigenes Kreuz und Sünden annehmen muss.

Paradiesvertreibung, Jesus zeigt den Weg zurück, starb deshalb am Kreuz
Jesus starb am Kreuz, um den Weg zurück ins „Paradies“ zu zeigen

Sicherlich der größte Experte, Jesus selbst, betont damit das genaue Gegenteil der kirchlichen Stellvertretungstheorie: Ich habe es euch vorgelebt, jetzt könnt ihr es selbst mit eurem Kreuz nachmachen, indem ihr es annehmt und dann „aufersteht“. Warum dann irgendeine „wegnehmend-stellvertretende Sündenerlösung“ in Jesu Tod „für uns“ hineindeuten?

Zur Beantwortung der essentiellen Frage „warum starb Jesus am Kreuz“ braucht also niemand unglückselige Stellvertreter-Erklärungen der Kirche. Jesus selbst gibt eine klare Antwort, indem er allen die Nachfolge auf seinem Weg zu Gott in Aussicht stellt. Was dieser eigens zu gehende Weg der Nachfolge genau bedeutet, darum geht es auf der Folgeseite: Jesus nachfolgen.

Da es bei der heutigen Nachfolge Jesu nicht zuletzt darum geht, sinnbildlich sein Kreuz anzunehmen und zu tragen, lohnt ein näherer Blick auf dieses sinnbildliche Kreuz. Was hat es mit dem Kreuz als Symbol auf sich, welche Bedeutung hat es in religiöser und nicht-religiöser Hinsicht?

Das Kreuz als Symbol mit prägender Bedeutung

Das uns bekannte Christenkreuz birgt nur einen Teil der Bedeutung, den das Kreuz als Symbol schon immer und auch heute noch besitzt.

In unserer westlichen Kultur ist das Kreuz ein in zweifacher Hinsicht sehr wichtiges und prägendes Symbol mit weitreichender Bedeutung. Zum einen spielt es eine entscheidende Rolle in der christlichen Religion, von wo wir es alle kennen, denn Jesus starb am Kreuz und jedes Kruzifix zeigt das. Hier wird das Kreuz Symbol für z.B. Tod und Leid.

Unabhängig vom Christentum war es jedoch schon vor Jesus weltweit ein bekanntes und wichtiges Sinnbild. Als sog. Archetyp steht das Kreuz für den irdisch-weltlichen Menschen, der den Lebensgesetzen des Menschseins unterworfen ist (z.B. Altern und Veränderung, Ursache und Wirkung). Es steht für den Menschen mit all seinen Grenzen, Bindungen und Verhaftungen, z.B. durch Süchte, Materialismus, Ängste und Ego.

Was bedeutet das Kreuz als christliches Symbol?

Wenig überraschend hat das Christentum das Kreuz als Symbol für den Tod, Opfertod, Schuld und Leiden geprägt. Angelehnt an Leiden und Tod Jesu am Kreuz sehen wir heute das Christenkreuz als Symbol für den Tod z.B. bei jeder Beerdigung, in Todesanzeigen usw. Doch die Hinrichtung des Messias war kein schneller, gnädiger Tod, sondern ein langsames, quälendes und öffentliches Sterben zur Abschreckung. Dementsprechend steht das Kreuz als christliches Symbol auch für Leid und Qualen. Es taucht z.B. in der Traumdeutung bei Träumen von chronisch Schwerkranken auf.

Kruzifix, christliches Symbol für Sterben und Leid
Typisch: das Kreuz als christliches Symbol für Tod und Leid

Ebenfalls nahe liegt die weitere Bedeutung als Last und Bürde und hat sogar in unsere Sprache Eingang gefunden. Sagen wir doch, „jeder habe sein Kreuz zu tragen“, also seine persönlichen Probleme zu bewältigen.

Das Kreuz als christliches Symbol für speziell einen Opfertod hat damit zu tun, dass nach fragwürdiger Deutung der Kirche Jesus unsere Schuld auf sich genommen haben soll (sog. Stellvertreter-Theorie).

Die vielleicht interessanteste Bedeutung: Kreuz tragen oder daran hängen hat symbolisch häufig mit Schuld und Strafe zu tun. Wie kann das sein, da Jesus ja unschuldig war und Opfer eines Justizirrtums wurde? Diese Symbolbedeutung hat die Kirche mit der Idee geprägt, er habe stellvertretend unser aller Schuld auf sich genommen. Das Kreuz als christliches Symbol für Schuld und Strafe … die Kirche hat damit viel Schaden in den Seelen der Menschen angerichtet und tut es noch heute. Oder man denke an die Inquisition, an die Kreuzzüge und an alle im Namen von Schuld und Sünde getöteten, angeblichen Ketzer.

Das Kreuz, Symbol für Schuld und Strafe, findet seinen psychologischen Niederschlag in einem (destruktiven) Über-Ich, ein Begriff aus der Freud’schen Psychoanalyse. Es meint die psychologische Seite im Menschen, die von autoritären Institutionen und Personen wie z.B. strengen Eltern geformt wurde. Das Über-Ich argumentiert gerne mit Regeln und Gesetzen aller Art. Es denkt und fühlt in den Kategorien von Pflicht, Angst, Schuld und Strafe, raubt oft die Lebensfreude. Ein konstruktives Über-Ich hingegen kanalisiert die eigenen Energien und Bedürfnisse in sinnvolle und nützliche Bahnen.

Wie wurde das Kreuz Symbol für das Christentum?

XP, das erste Kreuz als Symbol für Christus
Das XP wird als erstes Kreuz Symbol für Christus

Abschließend einige Fakten zum Christenkreuz, nämlich zur historischen Entstehung als ein christliches Symbol mit der oben beschriebenen Bedeutung. Man könnte meinen, dass sofort nach Jesu Tod und Auferstehung das Kreuz Symbol für Christus selbst und das Urchristentum wurde. Weit gefehlt, unser Kreuz war kein ursprüngliches Christensymbol!

Für die Urchristen waren der Fisch und das Christusmonogramm XP als erste Kreuzform die beiden maßgeblichen Symbole, beide stellen Christus dar. „XP“ sind die beiden Anfangsbuchstaben für Christus im Griechischen.

Erst im 4. Jahrhundert, nach Einführung der christlichen Staatsreligion durch Kaiser Konstantin und verstärkt nach dem Konzil von Ephesos 421 n.Chr. etabliert sich das Kreuz. Erst mit und nach Entstehung der christlichen Kirche bekommt das Kreuz Bedeutung als christliches Symbol – mitsamt aller Implikationen von Tod, Leiden, Strafe und Schuld. Erst jetzt entsteht und verbreitet sich das sog. Passionskreuz.

Ein hochgehaltenes Kreuz als Symbol der Auferstehung
Das Kreuz als Symbol der Auferstehung vom Tod ist selten

Bedauerlich, aber bei dieser einseitig destruktiven Bedeutung durch den Einfluss der Kirche ist es bis heute geblieben. Das Kreuz als positives Symbol für Auferstehung und Überwindung des Todes existiert zwar, geht aber fast völlig unter und hat in den Köpfen und Herzen der Menschen nie Fuß gefasst.

Und das ist das Entscheidende, leider, denn eine Kirche erfüllt keinen Selbstzweck, sondern ist für ihre Gläubigen da. Die Kirche hat diese einseitig negativ prägende Symbolik erschaffen und in ihrer Geschichte bis heute stets gefestigt. Daran ändert auch das jährliche Ostern nichts.

Das Kreuz als Symbol mit nichtreligiöser Bedeutung

Es gibt nicht nur das Kreuz als christliches Symbol, mit religiöser Bedeutung. Unabhängig vom Christentum war schon von jeher das Kreuz Symbol für den Menschen selbst, den irdisch-weltlichen Menschen. Sie mögen jetzt fragen, ob denn nicht jeder Mensch automatisch irdisch und weltlich sei, schließlich sind wir nicht mit UFOs hergekommen, sondern von Müttern geboren worden. Ja schon, aber gemeint ist der Mensch, der sich fast nur mit seinen materiellen, körperlichen und weltlichen Wünschen identifiziert und so lebt. Solche Menschen sagen „ich bin mein Körper und ich bin, was ich habe“.

Der Mensch ist nun an dieses sein irdisches Wesen „gebunden“, d.h., er kann und will dem nicht einfach abschwören. Zum Teil ist das eine ganz natürliche Bindung, denn wir haben nun mal einen Körper, wir müssen z.B. essen und das soll auch schmecken. Zum Teil ist es aber auch eine destruktive, weil abhängige Bindung. Merkt man allerdings erst dann, wenn die Freudenspender plötzlich fehlen. Recht deutlich zeigt sich eine solche Bindung z.B. in allen Süchten. Weniger deutlich und gesellschaftsfähig sind Besitz- und Machtstreben, Schönheitskult, viel und gerne essen, Sex ohne Liebe.

Kreuz mit Schlange, ein Symbol mit vorchristlicher Bedeutung
Das Kreuz als Symbol lange vor Jesus und die Bedeutung der Schlange …

Spannend ist anbei das Bild von einem vorchristlichen Kreuz. Hier ist das Kreuz ein Symbol, dessen Bedeutung ganz von der Bedeutung der Schlange abhängt. Die Schlange steht für alles, was den Menschen auf destruktive Weise ans Menschsein bzw. ans Kreuz „fesselt“, siehe oben.

Viele Jahrhunderte später ist es Jesus, der ganz real am Kreuz festgenagelt und gefesselt ist. Jesus am Kreuz ist daher ein Symbol für den weltlich zu sehr verhafteten Menschen, für den „Schlangenmenschen“. Doch Achtung, Jesus geht weiter: Er lebt durch seine Auferstehung vor, wie wir diese Bindung überwinden können, quasi auferstehen in ein mehr geistiges, seelisches Leben. Und früher oder später muss, soll und darf das jeder; Näheres zum Wie lesen Sie auf der Folgeseite zur Nachfolge Jesu.

Unabhängig von Jesus war und ist aber schon immer das Kreuz Symbol für den ans weltliche Leben verhafteten Menschen. Darin liegt seine archetypische Bedeutung als menschliches Ursymbol von Anfang an. Und da die schwierige Verhaftung an ein weltliches Leben der fernöstlichen Definition von Karma entspricht, ist das Kreuz auch ein Symbol für Karma und dessen Entwicklungszweck. Es geht also darum, sein Karma zu transformieren und sein Kreuz zu überwinden, was letztlich dasselbe ist. Hier treffen sich fernöstliche Spiritualität und die Spiritualität im Christentum.

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(Autor Martin Dierks, April 2018, letzte Änderung Januar 2020, Copyright-Hinweis)

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Über mich:

Heilpraktiker, Heiler, spiritueller Lebensberater und Autor Martin Dierks
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